Das Salutogenese-Konzept: Triebfeder der neuen Gesundheitsorientierung

 


Grundsätzlich sind Krankheit und Gesundheit nach Aaron Antonovsky nicht zwei verschiedene Positionen, denn Gesundheit ist als ein stetiges Kontinuum zu verstehen. D. h. Gesundheit ist ein Prozess, der nur mit einem geeigneten Verhalten aufrecht erhalten werden kann. Gesundheit verhält sich komplementär zur Krankheit. 

 

Einzelne Stationen und Ereignisse im Lebensverlauf sind immer erst aus der gesamten Geschichte des Individuums zu verstehen und mit seinen daraus resultierenden Bewältigungsmöglichkeiten. Dieses wiederum bedeutet, dass auch Stressoren nicht grundsätzlich „schädlich“ sind. Der daraus möglicherweise entstehende Stress ist abhängig von der persönlichen Interpretation/ Wertung, von den individuellen Voraussetzungen sowie den entsprechenden erfolgreichen Auflösungen von Anspannung. Dies entscheidet über die sich daraus ergebenden gesundheitlichen Auswirkungen.

 

Empfindet ein Mensch sein Leben als bestimmbar und stimmig, so entwickelt er ein Gefühl von Kohärenz. Drei Komponenten tragen hierzu bei:

  • die Verstehbarkeit und Einschätzbarkeit – der Mensch kann die Herausforderungen seiner Umwelt nachvollziehen und einordnen. Er erlebt diese als Folge von etwas (im Gegensatz zur Willkürlichkeit)
  • die Handhabbarkeit – es stehen für diese Herausforderungen entsprechende Ressourcen (eigene oder fremde) zur Bewältigung zur Verfügung; die Situation ist kontrollierbar bzw. beeinflussbar
  • die Sinnhaftigkeit und Bedeutsamkeit – die Anforderungen stehen in einem einsehbaren Zusammenhang, die Lösung ist sinnvoll und lohnenswert

 

Je ausgeprägter das Kohärenzgefühl ist, umso erfolgreicher kann der Mensch mit den Stressoren, Herausforderungen und Krisen umgehen. Verstärkend wirkt hier die Schlüssigkeit seiner Erfahrungen. Realisiert er, das Ungleichgewicht ein zentraler Bestandteil des Lebens ist, so selbstverständlicher und unbelasteter erlebt er auch entsprechende Herausforderungen. Somit sind Stressoren also nicht als solche problematisch, sondern deren Einschätzung und „Bewältigung-Bestrebungen“.

 

Glaubt der Mensch an den Wert und die Bedeutung von Ereignissen, entwickelt er entsprechendes Engagement für den Umgang damit. Die erlebte Kontrollierbarkeit bzw. Beeinflussbarkeit der Ereignisse stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und festigt den Willen, Herausforderungen willkommen zu heißen. Dies stärkt gleichzeitig die Offenheit, Flexibilität des Individuums sowie seine Toleranz gegenüber tatsächlicher oder vermeintlicher Widersprüchlichkeit. Er akzeptiert Komplexität und versucht nicht, diese soweit zu reduzieren, „so dass nur noch die selbst versteckten Ostereier gefunden werden“ (Matthias Lauterbach).

 

Entwicklung erlebt dieser als sinnhaft und notwendig. Demzufolge richtet er seinen Blick auf die vorliegenden Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten und baut damit letztendlich seine salutogene Kompetenz aus (griech.: salus – gesund/ genesis – Entstehung). Dazu gehört eben auch die Toleranz gegenüber des Ungleichgewichtes als Normalzustand menschlicher Systeme und die sich daraus ergebenden Entwicklungsimpulse. Demzufolge akzeptiert diese Person dann auch ihre Aufgabe nach Herstellung der Life-Balance, und sie hat diese somit stets im Blick.

 

Achtsamkeit, Dankbarkeit, Wertschätzung, Humor und Genussfähigkeit sind weitere Stellschrauben auf dem Weg der persönlichen Stärkung und Festigung. Aus alledem ergeben sich hoffentlich, Sinn und persönliche Werte neu und angemessen zu bestimmen. Daraus ergibt sich letztendlich auch der Wunsch nach Optimierung der Gesundheitsorientierung, idealer Weise mittels Erstellen eines Planes nachhaltig gestützt.

 

Natürlich reicht der alleinige Vorsatz zur Änderung des alten, krankheitsbegünstigendes Verhaltens nicht aus. Aus dem Vorhaben muss nun der feste Wille (Volition) erwachsen, Änderungen vorzunehmen und daraus resultiert demzufolge eine fundierte Struktur zur neuen Lebens- und Gesundheitsausrichtung. Und genau hierbei ist eine externe Unterstützung äußerst hilfreich.